Warum sollte gerade das Emsland bei diesem Thema eine Vorreiter-Rolle einnehmen? „Wir im Emsland können und wollen. Wir können, weil wir beste infrastrukturelle Voraussetzungen und viel Know-How zum Thema Energiewirtschaft in unserer Region haben. Und wir wollen, weil wir als Macher-Region die Energiewende von Anfang an gestalten und vorantreiben. Auch über das Emsland hinaus“, fasst Martina Kruse, Fachbereichsleiterin Wirtschaft der Kreisverwaltung, das Vorhaben zusammen. Als Energie-Region kann das Emsland auf eine lange Tradition verweisen, auf deren Grundlage kreisweit eine hervorragende Infrastruktur entstanden ist. Dazu gehören Strom- und Gasnetze, Gasspeicher und Kraftwerke genauso wie Raffinerien oder energieintensive Unternehmen. Mit der Stilllegung des Kernkraftwerks zum Jahresende 2022 werden zudem weitere Stromnetz-Kapazitäten frei.
Außerdem hat die Region in der Vergangenheit bereits mehrfach bewiesen, dass große Herausforderungen für die emsländischen Macher kein Hindernis, sondern eine Chance darstellen – beispielsweise beim Lückenschluss der A31 oder aktuell im Rahmen der emsländischen Breitbandoffensive. Die Standortvorteile liegen auf der Hand.
Wegweisende Projekte im Emsland sind hierbei einerseits die E-Gas Anlage der Kiwi AG (vormals Audi) in Werlte, die bereits seit 2013 aus regenerativer Energie Wasserstoff produziert und verwendet, lange bevor der Begriff „grüner Wasserstoff“ in der Öffentlichkeit präsent wurde. Aber auch das vom Land Niedersachsen geförderte Verbundprojekt CEC Haren mit dem Fokus auf dem Agrar-Sektor ist mit seinem ganzheitlichen und innovativen Ansatz deutschlandweit einzigartig. Zudem entwickelten sich auf diesem fruchtbaren Boden des Emslandes zahlreiche weitere Projekte mit dem Fokus auf die industrielle Wasserstofferzeugung, -verteilung und -nutzung, zum Beispiel von der RWE und Partner, dem Netzbetreibern Amprion und Open Grid Europe, der H&R Chemisch-Pharmazeutische Spezialitäten GmbH oder der BP Lingen.
Auch das Bundeswirtschafts- und das Bundesverkehrsministerium haben bei der Auswahl der deutschlandweit 62 Wasserstoff-Großprojekte für eine Förderung im Rahmen des europäischen IPCEI-Richtlinie (Important Projects of Common European Interest) das Emsland im Fokus: Mit dabei sind vier Wasserstoffprojekte aus Lingen. „Der Landkreis Emsland ist optimal aufgestellt, um Vorreiter bei dem Aufbau der nationalen wie internationalen Wasserstoffwirtschaft zu sein“, so der Landrat des Emslandes, Marc-André Burgdorf: „Die in Aussicht gestellten Förderungen werden die Entwicklung, Verteilung und Nutzung von Wasserstoff insgesamt beschleunigen und die jetzt schon bestehenden Netzwerke und Modellprojekte weiter vorantreiben. Das Emsland und Lingen gelten überregional als wichtiger Startpunkt einer europäischen Wasserstoffwirtschaft.“
Die unter dem Projektnamen „Lingen Green Hydrogen“ (LGH2) bekannten, zusammengehörigen Wasserstoffprojekte „LGH2, Lingen – BP“ und „LGH2, Lingen – Ørsted“ wurden für den Bereich ‚Nutzung Industrie‘ ausgezeichnet. Im Bereich ‚Erzeugung‘ konnte sich das Teilprojekt des „GET H2 IPCEI“, der RWE Generation in Lingen qualifizieren, im Bereich Infrastruktur wird das Projekt “Green Crane Lingen“ des innovativen Startups Hydrogenious GmbH als förderwürdig erachtet.