“Die Ursprünge des Schützenwesens liegen mindestens so tief im Dunkeln wie die des Karnevals”, schreibt der Journalist weiter, “Nach den mühseligen, entbehrungsreichen Wintermonaten und den Beschwerden der ersten Frühjahrsbestellung gönnte sich die Dorfgemeinschaft ein schönes Fest.” Entstanden sind die ersten Schützenvereine schon im Mittelalter. Die Idee einer Bürgerwehr wurde nach der 1848er Revolution nochmal angefeuert.
Der eigentliche Anlass eines Schützenfestes ist das Schieß-Ritual. In den meisten Fällen wird auf einen unechten Vogel geschossen, um einen imaginären König zu ermitteln. Am Ende einer etwa 20 Meter hohen Stange wartet der hölzerne Freund auf sein Schicksal. Nicht selten sind mehrere Hundert Ladungen Schrot notwendig, um den Vogel von der Stange zu holen. Die Schusswaffe steckt dabei auf der Lafette, einem Standfuß, der nur das Zielen im Bereich des Kugelfangs erlaubt. Meist fallen zuerst die Insignien wie Flügel, Kopf, Zepter, Reichsapfel und Stoß. Für jedes geschossene Holzteil gibt es oftmals einen eigenen Orden. Mit der Beherrschung eines Gewehrs hat der Wettbewerb im Grunde nichts zu tun. Wann der Vogel fällt, obliegt dem reinen Glück - sofern nicht geschummelt wird. In der heißen Phase des Schießens kühlen an der Theke alkoholische Getränke. Mit Spannung wird erwartet, wer die Regentschaft des Vereins übernimmt und auch wer künftig zum Hofstaat gehört. Anders als im Karneval sind das nicht Prinz, Jungfrau und Bauer, sondern König, Vizekönig und Gefolge. Nachbarn und Freunde tun sich hier zusammen. “Einer von uns” wird es dann werden.