Die BP-Raffinerie in Lingen fördert nachhaltiges Fliegen. Aus gebrauchtem Speiseöl in Deutschland wird hier Kerosin hergestellt. Ziel ist es, den Flugverkehr mit weniger Ausstoß von Kohlendioxid zu ermöglichen.
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Die BP-Raffinerie in Lingen fördert nachhaltiges Fliegen. Aus gebrauchtem Speiseöl in Deutschland wird hier Kerosin hergestellt. Ziel ist es, den Flugverkehr mit weniger Ausstoß von Kohlendioxid zu ermöglichen.
Seit Mitte Februar produziert die Raffinerie nachhaltigen Flugkraftstoff (Sustainable Aviation Fuel, kurz: SAF) aus gebrauchtem Speiseöl im sogenannten „Co-Processing“-Verfahren. Dabei wird das gebrauchte Speiseöl gemeinsam mit Rohöl in den vorhandenen Anlagen verarbeitet. Das Endprodukt SAF hat die gleichen Eigenschaften wie herkömmliches Kerosin. Bei anderen Produktionsmethoden für Biokraftstoffmischungen, zum Beispiel von Diesel oder Benzin, wird die biogene Komponente erst nach der Kraftstoffherstellung beigemischt.
Die Raffinerie ist nach eigenen Angaben damit die erste industrielle Produktionsstätte in Deutschland, die dieses Verfahren für die SAF-Herstellung auf Basis von Biomasse von Abfällen und Reststoffen anwendet. Dank entsprechender Normung ist es nach Darstellung des Unternehmens auch international für den Flugverkehr mit fünfprozentigem biogenen Anteil ohne Abstriche bei Leistung und Sicherheit zugelassen. Um die Produktion nachhaltiger Kraftstoffe voranzutreiben, beabsichtigt die Europäische Kommission eine Verpflichtung zur Beimischung von zwei Prozent SAF zum Treibstoff im Jahr 2025, fünf Prozent im Jahr 2030 und bis zu 63 Prozent im Jahr 2050.
Die Nutzung nachhaltiger Flugkraftstoffe kann nach Angaben der Raffinerie den Kohlenstoffausstoß je nach verwendetem nachhaltigem Rohstoff, der Produktionsmethode und der Lieferkette zum Flughafen – um etwa 80 Prozent im Vergleich zu dem dadurch ersetzten herkömmlichen Düsenkraftstoff reduzieren.
Zudem könnten Fluggesellschaften den nachhaltigen Kraftstoff ohne technischen Umbau sofort einsetzen, sagte Arno Appel, Vorstandsmitglied der BP Europa SE und Leiter der Raffinerie in Lingen. „Mit dem Start dieser industriellen Produktion von SAF in Deutschland stellen wir nicht nur unsere Raffinerie in Lingen für die Zukunft auf, sondern unterstützen auch die Luftfahrtbranche dabei, sich zu dekarbonisieren“, fasste der Chef der Raffinerie zusammen. Unter Dekarbonisierung versteht man die Reduzierung von Kohlendioxidemissionen durch den Einsatz kohlenstoffarmer Energiequellen, wodurch ein geringerer Ausstoß von Treibhausgasen in die Atmosphäre erreicht wird.
Wie ein Sprecher der BP auf Anfrage erläuterte, kauft die Lingener Raffinerie das gebrauchte Speiseöl („Used Cooking Oil“, kurz UCO) am Markt von zertifizierten Zulieferern ein. UCO besteht aus Speiseölen und -fetten, die zum Kochen, Braten oder Frittieren in der Lebensmittelindustrie, in der Fast-Food-Gastronomie oder auf Verbraucherebene in Haushalten verwendet wurden.
Für den Start der SAF-Produktion hat die BP am Standort Lingen eine neue Entladestelle gebaut, einen Tank zur Lagerung der biogenen Rohstoffe aufgerüstet und diesen mit der zuvor aufwändig gewarteten sogenannten Hydrocracker-Anlage verbunden.
Perspektivisch möchte das Unternehmen weltweit einen Marktanteil von 20 Prozent der Produktion von nachhaltigem Flugkraftstoff erreichen, denn das Potenzial der ‚Co-Processing‘-Technologie sei groß – sowohl für den Luft- als auch für den Straßenverkehr.
In Deutschland beschäftigt bp rund 4.600 Mitarbeitende, davon 750 am Standort Lingen im Emsland, und nimmt mit einem Umsatz von knapp 23 Milliarden Euro im Jahr 2020 (inkl. Energiesteuer) eine Spitzenposition unter den führenden Wirtschaftsunternehmen ein. Mit den Produkten und Dienstleistungen der Marken bp, Aral und Castrol erreicht das Unternehmen täglich Millionen Kunden. Zudem betreibt bp hierzulande das zweitgrößte Raffineriesystem und ist im Tankstellengeschäft mit rund 2.400 Aral Stationen Marktführer.