Grünes Eisen für die Stahlindustrie, also mit Einsatz von Wasserstoff und ohne Freisetzung von Kohlendioxid, gibt es bald „made in Lingen“. Anfang August 2023 wurde dort eine Pilotanlage in Betrieb genommen.
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Grünes Eisen für die Stahlindustrie, also mit Einsatz von Wasserstoff und ohne Freisetzung von Kohlendioxid, gibt es bald „made in Lingen“. Anfang August 2023 wurde dort eine Pilotanlage in Betrieb genommen.
Die sogenannte Dekarbonisierung der deutschen Stahlindustrie gilt als eine der größten Herausforderungen im Kampf gegen den Klimawandel. Karbon steht für Kohlenstoffdioxid, oder kurz CO2. Die Dekarbonisierung meint den Verzicht auf den Einsatz fossiler Stoffe wie Kohle und Gas. Es gilt, bei steigenden Energie- und CO2-Preisen gleichzeitig international wettbewerbsfähig zu bleiben. In Lingen haben die Unternehmen CO2-Grab und Hylron die nach eigenen Angaben weltweit größte Direktreduktionsanlage in Betrieb genommen. Dabei reagiert Wasserstoff vollständig mit dem Sauerstoff im Eisenerz und wandelt es in Eisen um. Anstatt Kohlendioxid entsteht bei dieser Technologie lediglich Wasserdampf, der wieder zur Herstellung von Wasserstoff verwendet werden kann. In einem Forschungsprojekt sollen im ersten Schritt über eine Tonne grünes Eisen (Eisenschwamm) pro Stunde mithilfe von grünem Wasserstoff produziert werden.
Der Industriepark in Lingen könnte als Standort für diese Anlage nicht besser geeignet sein. Das Stahlwerk Benteler befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Gelände der RWE an der Schüttorfer Straße, wo künftig sogenannte Elektrolyseure den Wasserstoff für die „grüne“ Stahlerzeugung produzieren. Der mithilfe von Wasserstoff in der Direktreduktionsanlage produzierte Eisenschwamm soll künftig im Elektrostahlwerk von Benteler in Lingen eingeschmolzen und zu Stahl weiterverarbeitet werden. „Die Eröffnung der Direktreduktionsanlage am Standort Lingen ist ein Meilenstein innerhalb des gemeinsamen Projekts zur Erzeugung und Verarbeitung von grünem Eisen“, sagte Thomas Michaels, Chief Operating Officer bei Benteler Steel/Tube.
Das niedersächsische Umweltministerium hat die insgesamt fünf Millionen Euro teure Anlage mit drei Millionen Euro gefördert. „Eine Transformation der Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität ist unerlässlich, um unsere Klimaschutzziele zu erreichen“, sagte Minister Christian Meyer. Der Grünen-Politiker lobte außerdem das Innovationspotenzial des Projektes. Es bestätige Niedersachsens Weg, grünes Wasserstoffland Nr. 1 in Deutschland zu werden. „Und Lingen ist die grüne Wasserstoffhauptstadt Deutschlands“, schob Meyer hinterher.
Der emsländische Landrat Marc-André Burgdorf betonte, dass sich in diesem Projekt wieder mal die Potenziale für Innovationen im Emsland zeigten: “Mit den hervorragenden Voraussetzungen aus aktiven Unternehmen, einem starken Netzwerk, der Unterstützung aus der regionalen Politik als auch passender Infrastruktur sind wir nicht umsonst ein wichtiger Standort der Wasserstoffwirtschaft.“ Oberbürgermeister Dieter Krone sagte: „Lingen ist schon heute einer der wichtigsten Energiestandorte und Vorreiter für grünen Wasserstoff in Deutschland. Mit der neuen Wasserstoff-Direktreduktionsanlage zur Herstellung von grünem Eisen setzen wir in Lingen weltweit Maßstäbe für eine klimaneutrale Stahlproduktion – ein Meilenstein zur Dekarbonisierung dieses bedeutsamen Industriezweigs.“ Die Standortentscheidung für Lingen ist aufgrund der hohen Dichte an Wasserstoffvorhaben in der H2-Region Emsland allgemein und speziell am RWE Gaskraftwerksstandort Emsland getroffen worden. Der grüne Wasserstoff für HyIron wird zukünftig in der 14-Megawatt-Pilot-Elektrolyse von RWE erzeugt, die voraussichtlich Ende 2023 direkt neben der Direktreduktionsanlage ihren Betrieb aufnehmen wird. Das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz fördert den Bau der Pilotelektrolyse mit acht Millionen Euro.
Die HyIron ist ein Firmenverbund der TS-Gruppe aus dem Raum Aachen und der LSF Energy aus Paderborn. Die TS-Gruppe ist Pionier bei technischen Lösungen im Bereich Brennstoffzellen, Batterien und Industrieöfen während die LSF Energy langjährige Erfahrungen in der Erzeugung erneuerbarer Energien besitzt. Zusammen haben sie vor einigen Jahren die CO2GRAB ins Leben gerufen mit dem Ziel, effiziente Technologien zur Vermeidung von CO2-Emissionen zu entwickeln und zu vermarkten.
BENTELER Steel/Tube entwickelt und produziert Stahl sowie nahtlose und geschweißte Qualitätsstahlrohre. Als einer der führenden Hersteller bietet BENTELER Steel/Tube Kunden weltweit Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Werkstoffentwicklung bis zur Rohranwendung. So werden maßgeschneiderte Produkte aus Rohr für die Märkte Automobil, Energie und Industrie geschaffen.